Sperrzone Eistobel – Bericht von Lebi le philosophe

Wieder einmal sind wir in der zweiten Laufheimat im Allgäu, zum Eistobellauf in Maierhöfen über 10,6 km, mit ca. 165 Höhenmetern, angekommen. Der hellblaue, neu gestylte Flitzer von Denise hat uns sicher und brav dort hin gebracht. Gabriel, der eloquente Busdriver, hat sich selbst mit seiner Frau dort hin auf den Weg gemacht und erscheint etwas später.

Wir sind recht früh angekommen, fast die ersten, es war ja nicht weit, der Parkplatz ist fast noch leer. So haben wir einen Haufen Zeit zu verplämpern :) Denise kann so ihrer Passion nachkommen und schießt ein paar coole Fotos von uns für die Homepage. Der Nachteil, damit sie die Kamera richtig positionieren kann muss sie ihre Schuhe für den stabilen Stand der Bildermachermaschine opfern. Als sie durch das Guckloch derselben schaut verliert sie fast das Bewusstsein. Die Schuhe verströmen einen für Mäuse sicherlich angenehmen Duft. Aber für uns, na ja, gerne denke ich heute an die Erdbeer-Prinzenrolle zurück, grins :) Bevor Denise ins Koma fällt, haben wir die Fotosession aber gerade noch hinter uns gebracht.

So, nun zum Lauf, er soll ja recht anspruchsvoll sein meinen Denise und auch Brigitte Schoch, die wir dort antreffen. Gleich nach dem Start geigt Denise wieder volle Kanne auf. Was macht die denn da denk ich mir. Gibt es bei km eins eine Sprintwertung mit Bonussekunden? Als ich beim Einser auf die Uhr schaue zeigt diese gerade mal exakt 4 Minuten an, oh Gott viel zu schnell für mich, es ging ja auch noch leicht bergauf. Denise ist da schon viel weiter vorne, nur noch ganz klein, zu sehen. Gabriel ist sogar schon aus dem Sichtfeld verschwunden, der flinke Junge.

Die ersten drei Kilometer geht’s halb auf Teer, halb auf Wiesenpfaden dahin, schon mal nicht schlecht, ein bischen auf, ein bischen mehr ab. Als wir über die federnde lange Eistobelbrücke laufen kann man einen ersten Blick in die Schlucht riskieren. Manno, da müssen wir runter, und irgendwann natürlich auch wieder rauf. Gleich nach der Brücke wird scharf links abgebogen und dann kommen auch schon die ersten Treppen. Nun noch ein kurzes Stück Teer, eine Verpflegsstation, die wird einfach ausgelassen und jetzt wird’s richtig cool. Ab geht’s runter in den Eistobel.

Richtig steil geht’s runter, eine Freude für meine Knie, aber es ist ein Wettkampf, ich schieße voll rein und laufe ohne Gnade und Handbremse runter. Ich nehm so große Schritte, dass ich kurz mal sogar meine Ferse am Ohrläppchen spüre. Das ist meine Stärke, jetzt mache ich einige Plätze gut, aber auch meine Schwäche, für meine Knie der reinste Wahnsinn, das Blut spritzt fast schon heraus, eklig.

Als Denise den Eistobel betritt verziehen sich sofort alle Tiere, suchen ihre Erdlöcher auf, Blumen schließen ihre Knospen, die Vögel verstummen. Einzig die Mäuse recken ihre Nasen in den Wind. Ja es ist Cheese Denise (ausgesprochen TschiesDenis). Angeheizt durch das enorme Tempo dass sie läuft potenziert sich der Duft ihrer Schuhe um den Faktor 12. Aber der Vorteil, sie hat freie Bahn und prescht nur so dahin :)

Also Leute, ich sags euch, der Eistobel ist wirklich laufenswert. Eigentlich ist es ein Trailrun. Es geht meistens auf einem schmalen Pfad dahin, Wurzeln, Brücken, Schlamm durch den vielen Regen, und dauernd auf und ab, zweimal richtig heftig aufwärts, aber so was von lässig das ganze. Man rennt auch immer am Bach entlang, Wässerfälle inklusive. Überholen ist nur an wenigen stellen einfach möglich.

Ich stelle mittlerweile bei mir fest, dass die Schwachstelle des menschlichen Körpers, nämlich das Knie, furchtbar schmerzt, aber es ist ja ein Wettkampf, weiter. Die zwei gröberen Anstiege kann ich leider nicht laufen, katastrophal, das kostet Zeit ohne Ende. Bis zum nächsten mal wird das geändert.

Gabriel zieht alleine seine Kreise. Gerüchten zufolge soll er sich sogar noch während des Laufens mit ahnungslosen Wanderern im Eistobel unterhalten haben. Eben immer für ein Schwätzchen zu haben :)

Bis Kilometer acht läuft man im Tobel, also richtig lange, ne superschöne Sache. Dann geht’s wieder runter, na super, nochmals mit dem Hammer auf die Knie eindreschen. Hab ich eigentlich schon erwähnt dass es ein Wettkampf ist :) also nochmals versuchen Gas zu geben.
Die letzten 2,5 km geht’s dann auf Teer zurück nach Maierhöfen, das zieht sich furchtbar hin für mich, ab der Hüfte abwärts tuts nur noch weh. Leider muss ich dann Brigitte Schoch, die am Straßenrand steht überholen, tut mir echt leid für sie, sie läuft dann zwar noch ins Ziel, aber so was gönnt man eben niemanden.

Irgendwie kämpf ich mich ins Ziel und brauch echt lange bis ich mich erholt habe. Die Haxn tun echt brutal weh, zu hause wird erst mal gekühlt. Meine Zeit, enttäuschende 49:46 min. Da ist Denise schon weitaus besser und wird für 48:24 min mit dem zweiten Platz in ihrer Alterklasse und dem 5. Gesamtrang belohnt. Wieder mal eine superstarke Vorstellung von ihr. Ganz dicken Glückwunsch. Gabriel gibt eine Zeit von 45 min bekannt, aber, als ich heute die Zeiten nachkucke ists dann ein bischen mehr, 46:50 min, aber hallo, immer noch ne grandiose Leistung. Aber er sollte besser mal zum Uhrmacher gehen :)

Aber jetzt kommt der Clou, Denise wird bei der Siegerehrung was wohl überreicht, ein Käse, das darf ja wohl nicht wahr sein, jetzt müssen wir die ganze Strecke mit offenen Fenstern nach Hause fahren, diese Doppelbelastung hält auch die abgehärtetste Nase nicht aus :)
Und worüber wir uns am meisten Freuen, es gibt nur einen Preis bei der Tombola, und wer gewinnt den, Gabriel, wie geil ist dass denn. Eine Woche Wohnmobil, na wenn das nichts ist. Obwohl er das ganze fast verpasst hätte. Ein anderer Läufer, der uns zuvor gefragt hat wo wir herkommen, macht uns gerade noch aufmerksam dass jemand vom hellblau.POWERTEAM aufgerufen wurde. Dank unserer weltcoolsten Klamotten spaziert Gabriel ganz ungläubig zur Bühne obwohl mittlerweile sogar schon sein Name aufgerufen wurde. Der Checker ist er nicht gerade :) Ich werd mal Reini „The House“ Schegi um eine Schulung für ihn bitten :)

Heute morgen musste ich dann ganz überrascht im Maierhöfener Tagesanzeiger lesen dass der Eistobel bis auf weiteres zur Sperrzone erklärt wurde. Gerüchten zufolge soll ein Sondereinsatzkommando aus Tschernobyl das rätselhafte verschwinden der Tiere und Pflanzen im Tobel untersuchen.
Na wenn die wüssten :) … aber liebes Allgäu wir kommen bestimmt wieder !!!